Job Index Q1 2023

Job Index Q1 2023

Schweizer Arbeitsmarkt stagniert auf hohem Niveau – Breite Sprachkenntnisse erhöhen Jobchancen deutlich

Zürich, 13. April 2023 – Obwohl im 1. Quartal 2023 eine marginale Abnahme offener Stellen im Vergleich zum 4. Quartal 2022 (-1%) zu verzeichnen ist, bleibt der Schweizer Arbeitsmarkt weiterhin widerstandsfähig. Der Adecco Group Swiss Job Market Index befindet sich auch im aktuellen Quartal auf einem historisch hohen Niveau. Arbeitnehmende, die über Kenntnisse in verschiedenen Sprachen verfügen, haben derzeit sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Dies zeigt die wissenschaftlich fundierte Erhebung des Adecco Group Swiss Job Market Index, des Stellenmarkt-Monitors Schweiz der Universität Zürich.

1Entwicklung Job Index vs BIP

Der Schweizer Arbeitsmarkt beginnt das Jahr 2023 mit einer leichten Abnahme der Anzahl der offenen Stellen. Damit stagniert der Adecco Group Swiss Job Market Index auf einem weiterhin historisch hohen Niveau. Im Vergleich zum 4. Quartal 2022 verzeichnet das 1. Quartal 2023 1% weniger ausgeschriebene Stelleninserate. Jedoch ist im Vergleich zum Vorjahresquartal (1. Quartal 2022) der Job Index um 4% gestiegen.

 

«Der milde Winter spielte eine entscheidende Rolle dabei, eine potenzielle Energiekrise und damit einhergehend einen wirtschaftlichen Einbruch zu verhindern. Dadurch blieb die Nachfrage nach Arbeitskräften insgesamt stabil. Dies lässt sich auch an den Arbeitslosenzahlen sehen, die sich Stand Februar 2023, weiterhin auf einem sehr tiefen Niveau befinden.»

 

Yanik Kipfer, Stellenmarkt-Monitor Schweiz

Spezialfokus: Sprachkenntnisse auf dem Schweizer Arbeitsmarkt

Die Schweiz ist bekannt für ihre kulturelle Vielfalt, die sich insbesondere in den vier Landessprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Romanisch zeigt. Die sprachliche Diversität verweist auf die Bedeutung von Sprachkenntnissen als entscheidenden Wettbewerbsvorteil auf dem Schweizer Arbeitsmarkt. Dies vor allem in einer Zeit, in der Unternehmen zunehmend global agieren und die Kommunikation mit der Kundschaft und Geschäftsparteien aus unterschiedlichen Ländern wächst. Doch welche Sprachen sind bei Arbeitgebenden tatsächlich gefragt und wie relevant ist die gleichzeitige Beherrschung mehrerer Sprachen? Dazu hat der Stellenmarkt-Monitor der Universität Zürich Stelleninserate hinsichtlich Sprachanforderungen untersucht. Konkret wurden die in den Stelleninseraten implizit oder explizit erwähnten Sprachen analysiert. So wurde ein Inserat als «erwähnt die Sprache Deutsch» klassifiziert, wenn es in Deutsch verfasst (implizite Erwähnung der Sprache) oder wenn Aussagen wie "Deutschkenntnisse erwünscht" im Inserat vorkommen (explizite Erwähnung der Sprache).

Job Index - Sprachen Grafik 2023
Job Index - Anzahl Sprachen Grafik 2023

Eine Analyse der Nachfrage nach Landessprachen zeigt, dass in der überwiegenden Mehrheit der in der Schweiz ausgeschriebenen Stellenanzeigen Deutschkenntnisse (87%) erwähnt werden, gefolgt von Französisch (23%) und Italienisch (4%). Zudem werden in rund 1% der Stellenausschreibungen Kenntnisse in Schweizerdeutsch erwähnt, während es weniger als 1% bei den romanischen Sprachkenntnissen sind. Die Verteilung der Nachfrage nach Landessprachen entspricht somit weitestgehend der sprachlichen Zusammensetzung der Schweiz. Laut dem Bundesamt für Statistik sprachen im Jahr 2021 62% der Schweizer Bevölkerung Deutsch als Hauptsprache, gefolgt von Französisch (22,8%), Italienisch (7,9%) und Romanisch (0,5%).

Hinsichtlich der Fremdsprachen ist Englisch (32%) die am zweithäufigsten erwähnte Sprache nach Deutsch. Die Nachfrage nach Englischkenntnissen übertrifft somit die Nachfrage nach den Landessprachen Französisch, Italienisch und Romanisch. Lediglich ein geringer Anteil der in den letzten neun Jahren veröffentlichten Stellenanzeigen erwähnten Kenntnisse in anderen Fremdsprachen (~1%), wobei hier vor allem Portugiesisch und Spanisch häufig genannt wurden.

Insgesamt lässt sich beobachten, dass mehr als ein Drittel der Inserate zwei oder mehr Sprachen erwähnen, wobei vor allem Arbeitnehmende mit Kenntnissen in zwei Sprachen besonders gefragt sind. Häufig genannte Sprachkombinationen waren Deutsch und Englisch oder Deutsch und Französisch.

Regionale Unterschiede: Der sprachliche Röstigraben

Analysiert man die Nachfrage nach Sprachen in den verschiedenen Grossregionen zeigt sich, dass Deutschkenntnisse in der überwiegenden Mehrheit der Stellenanzeigen in den deutschsprachigen Grossregionen gefragt sind: Ostschweiz (99%), Zürich (95%), Zentralschweiz (94%), Nordwestschweiz (93%) und Espace Mittelland (90%). Dennoch suchten in der Südwestschweiz (37%) über ein Drittel der Stellenanzeigen nach Bewerbern mit Kenntnissen in Deutsch.

Französischkenntnisse sind vor allem in der Südwestschweiz (73%) von Bedeutung. Im Gegensatz zu Deutschkenntnissen in der Südwestschweiz spielen Französischkenntnisse in den deutschsprachigen Grossregionen, mit Ausnahme des Espace Mittellands (32%), das sowohl französisch- als auch deutschsprachige Kantone umfasst, eine geringere Rolle. Stelleninserate, die Französischkenntnisse erwähnen, machen in den einzelnen deutschschweizer Grossregionen nie mehr als ein Sechstel aller Inserate aus.

Englischkenntnisse sind vorrangig in Grossregionen mit internationalen Wirtschaftszentren wichtig, wie in Zürich (42%), der Südwestschweiz (42%), der Nordwestschweiz (34%) und der Zentralschweiz (30%). In diesen Regionen sind Unternehmen und Organisationen häufig auf globale Märkte ausgerichtet und haben internationale Geschäftspartner.

Italienischkenntnisse spielen im Vergleich zu den anderen Sprachen eher eine untergeordnete Rolle. Selbst in der Südwestschweiz, die den Kanton Tessin umfasst, suchten lediglich 7% aller Inserate nach Italienischkenntnissen. In den restlichen Grossregionen stellt die Nachfrage nach Italienischkenntnissen nur noch einen marginalen Anteil dar.

Fachkräfte Büro und Verwaltung: Sprachtalente gesucht!

Die Nachfrage nach Sprachen variiert zudem je nach Berufsgruppe und Sprachregion. Im Allgemein lässt sich feststellen, dass regionale Hauptsprachen (bspw. Deutsch in der Deutschschweiz) besonders für handwerkliche Berufe sowie Berufe in Dienstleistung und Verkauf relevant sind. Diese Berufsgruppen stehen häufig in direktem Kontakt mit ihrer Kundschaft und bedienen vorwiegend regionale Märkte.

Bei einer genaueren Analyse der Daten zeigen sich zudem differenzierte Unterschiede in der regionalen Zusammensetzung der Nachfrage. So ist beispielsweise die Beherrschung der deutschen Sprache in der lateinischen Schweiz über alle Berufsgruppen hinweg stärker gefordert als das Französische in der Deutschschweiz. Auffällig ist, dass fast die Hälfte aller Stellenanzeigen in der lateinischen Schweiz für die Berufsgruppen Fachkräfte Technik (49%) und Fachkräfte Büro und Verwaltung (48%) Deutschkenntnisse verlangen. Im Vergleich dazu zeigt die Berufsgruppe mit der höchsten Nachfrage nach Französischkenntnissen in der Deutschschweiz – die Fachkräfte Büro und Verwaltung (30%) –, dass die Kenntnis der jeweils anderen Landessprache in der lateinischen Schweiz von grösserer Bedeutung ist als in der Deutschschweiz. Dies lässt sich insbesondere auf die sprachliche Vielfalt der lateinischen Schweiz zurückführen, die französisch- und italienischsprachige Kantone einschliesst sowie auch deutsch-französischsprachige Kantone wie Wallis und Freiburg.

In der lateinischen Schweiz wird generell etwas mehr Wert auf Englischkenntnisse gelegt als in der Deutschschweiz. In beiden Sprachregionen wird besonders von Führungskräften gute Englischkenntnisse erwartet. Überraschenderweise sind Führungskräfte zudem diejenige Berufsgruppe, bei der die Kenntnis der jeweiligen regionalen Landessprachen am wenigsten gefordert wird. Insgesamt lässt sich sagen, dass Englischkenntnisse in beiden Sprachregionen vor allem für Hochschulberufe und Büro-/administrative Berufe eine wichtige Rolle spielen.

Auch bei den Italienischkenntnissen zeigt sich, dass Berufsgruppen aus der Südwestschweiz eine höhere Nachfrage aufweisen als jene aus der Deutschschweiz. In beiden Sprachregionen werden Italienischkenntnisse jedoch vorwiegend in Stellenanzeigen für Fachkräfte Büro und Verwaltung erwähnt.

Generell lässt sich beobachten, dass Kenntnisse in mehreren Sprachen insbesondere bei den Fachkräften Büro und Verwaltung wichtig sind. Der Grund hierfür liegt vermutlich darin, dass die Kundschaft, die von diesen Fachkräften betreut wird, im Gegensatz zu der Kundschaft von handwerklichen und Verkaufsberufen, häufig über die Sprach- und Landesgrenzen hinausgehen.

«Die Studie unterstreicht, dass Arbeitnehmende mit Kenntnissen mehrerer Sprachen einen signifikanten Wettbewerbsvorteil haben. Insbesondere Personen, die in Hochschulberufen, administrativen Berufen oder Führungspositionen tätig sind und neben Deutsch und Französisch auch Englisch beherrschen, eröffnen sich auf dem Arbeitsmarkt in beiden Sprachregionen der Schweiz herausragende Möglichkeiten. Für handwerkliche Berufe und Berufe im Verkauf ist eine solide Beherrschung der jeweiligen regionalen Landessprache vorrangig.»

Marcel Keller, Country President Adecco Group Switzerland

Medienmitteilung

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