Höhenflug auf dem Schweizer Arbeitsmarkt unterbrochen: Bau- und Ausbauberufe stehen im Fokus der Nachfrage
Nach einem starken Aufwärtstrend seit dem ersten Quartal 2021 scheint sich der Schweizer Stellenmarkt weiterhin auf einem hohen Niveau zu stabilisieren. Im zweiten Quartal 2023 verzeichnet der Job Index zum zweiten Mal in Folge kein Wachstum (0%). Im Vergleich zum zweiten Quartal 2022 haben die Vakanzen um 5% zugenommen.
«Obwohl die Expertengruppe des Staatssekretariats für Wirtschaft für das Jahr 2023 eine unterdurchschnittliche Entwicklung der Schweizer Wirtschaft prognostiziert, beklagen viele Unternehmen weiterhin einen Personalmangel. Dies scheint die Nachfrage nach Fachkräften trotz der konjunkturellen Eintrübung zu stützen und hat bisher eine negative Entwicklung auf dem Schweizer Arbeitsmarkt verhindert.»
Marcel Keller, Country President Adecco Gruppe Schweiz
Sprachregionen im Vergleich: Stellenmarkt in der lateinischen und Deutschschweiz bleibt robust
Im Vergleich zum Vorjahresquartal verzeichnet besonders die lateinische Schweiz, aber auch die Deutschschweiz eine positive Stellenentwicklung. Die lateinische Schweiz (+11%) zeigt dabei eine dynamischere Entwicklung als die Deutschschweiz (+4%).
Die unterschiedliche Wachstumsrate lässt sich auf die unterschiedlichen Trends zurückführen, die sich 2022 in den beiden Sprachregionen abgezeichnet hatten. Während die Deutschschweiz von einem stetigen Wachstum profitierte und zum Ende des Jahres 2022 einen Rekordwert erreichte, verzeichnete die lateinische Schweiz eine weitaus volatilere Stellenentwicklung. Nachdem sie zu Beginn des Jahres 2022 einen Höchststand erreicht hatte, musste der Stellenmarkt der lateinischen Schweiz Mitte des Jahres einen Rückgang hinnehmen, bevor er sich zum Jahresende wieder erholte.
Obwohl sich das Stellenwachstum in beiden Sprachregionen im Jahr 2023 verlangsamt, werden weiterhin vergleichsweise hohe Indexwerte erreicht, auch wenn sie die Spitzenwerte des Vorjahres nicht übertreffen.
Berufsgruppen: Erste Zeichen einer schwächeren Dynamik werden sichtbar
Fachkräfte Bau und Ausbau (+20%): Markanter Anstieg der Nachfrage
Fachkräfte Montage und Hilfskräfte (+15%): Zuwachs bei Stelleninseraten verzeichnet
Fachkräfte Handwerk und Industrie (+14%): Aufschwung trotz potenzieller Risiken
Hochschulberufe Informatik (-20%): Unerwartete Kehrtwende
Eine gegenteilige Entwicklung der Stellenausschreibungen ist im Bereich der Hochschulberufe für Informatik zu beobachten. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 verzeichnet diese Berufsgruppe im ersten Halbjahr 2023 einen Rückgang an ausgeschriebenen Stelleninseraten von 20%. Insbesondere die Untergruppe der Entwickler:innen und Analytiker:innen von Software und Anwendungen erleidet einen Nachfrageeinbruch. Diese Entwicklung ist umso bemerkenswerter, als die Hochschulberufe Informatik im ersten Halbjahr 2022 noch einen historisch hohen Indexwert erreicht hatten. Ab dem zweiten Halbjahr 2022 setzte ein negativer Trend in der Stellenentwicklung ein, der sich bis jetzt fortsetzt.
«Die gegenwärtige Abnahme an offenen Stellen für Hochschulberufe Informatik zeichnet das Bild einer weitreichenden Transformation in der IT-Branche. Die jüngste Vergangenheit war geprägt von Einstellungsstopps und Personalabbau bei IT-Unternehmen. Diese Faktoren üben zweifellos auch einen Einfluss auf die Anzahl der verfügbaren Stellen für IT-Fachleute in der Schweiz aus.»
Yanik Kipfer, Stellenmarkt-Monitor Schweiz
Exkurs: Anteil Beschäftigte in den Berufsgruppen
Berufsgruppe | Total (in 1000) | Anteil |
Fachkräfte Büro | 570 | 12% |
Hochschulberufe Soziales | 489 | 12% |
Führungskräfte | 457 | 11% |
Fachkräfte Montage, Landwirtschaft und Hilfskräfte | 436 | 10% |
Fachkräfte persönliche Dienstleistungen | 435 | 10% |
Fachkräfte Gastronomie und Verkauf | 298 | 7% |
Fachkräfte KV, Verwaltung und Handel | 281 | 7% |
FachkräfteBau und Ausbau | 221 | 5% |
Fachkräfte Technik | 216 | 5% |
Hochschulberufe Gesundheit | 210 | 5% |
Fachkräfte Handwerk und Industrie | 208 | 5% |
Hochschulberufe Wirtschaft | 177 | 4% |
Hochschulberufe Informatik | 148 | 4% |
Hochschulberufe Naturwissenschaften | 140 | 3% |